Jeder fünfte Jugendliche kann weder Zeitung lesen noch eine Bewerbung schreiben. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien. Die soziale Herkunft bestimmt in hohem Maße den Bildungserfolg. Wie kann dieser Missstand behoben werden? Diese Frage stellten sich die Gründer von Teach First Deutschland – und beantworteten sie wirkungsvoll. Ihr Engagement für bessere Bildungschancen Benachteiligter ist mit dem Freiherr-vom-Stein-Preis 2012  ausgezeichnet worden.

Die Idee von Teach First Deutschland ist einfach, aber bestechend: Absolventinnen und Absolventen verschiedenster Fachrichtungen arbeiten zwei Jahre lang in Vollzeit an Schulen in sozialen Brennpunkten – und leisten somit ihren ganz persönlichen Beitrag für eine gerechtere Bildungslandschaft. Die sogenannten Fellows qualifizieren sich in einem dreistufigen Bewerbungsverfahren für diese Aufgabe und zeichnen sich durch hohes soziales, kulturelles, politisches oder sportliches Engagement sowie durch einen herausragenden Hochschulabschluss aus. Nach einem intensiven dreimonatigen Trainingsprogramm beginnen die Fellows ihren zweijährigen Einsatz in der Schule, wo sie z.B. zusammen mit einem Lehrer  Klassen im Team oder in Teilungsgruppen unterrichten und Schüler individuell fördern. Außerdem machen Fellows Lern- und Förderangebote wie Schülerfirmen, Bewerbungstrainings oder Sportkurse. Nach diesem prägenden Einsatz setzen sich die ehemaligen Fellows weiterhin für mehr Bildungsgerechtigkeit und die Anliegen von benachteiligten Schülern ein.

Schülerinnen und Schüler können durch die Fellows stärker unterstützt und gefördert werden. Sie erleben Lernfortschritte, die ihnen neues Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit geben und das große Engagement der Fellows entfaltet eine starke Vorbildwirkung. Die Fellows selbst ziehen ebenfalls Vorteile aus ihrer Arbeit in der Schule: Sie bauen ihre persönlichen Fähigkeiten für ihren weiteren Berufsweg aus, lernen von erfahrenen Kollegen und arbeiten gemeinsam mit ihnen in einem sehr herausfordernden Umfeld. Die positive Wirkung des Teach First Deutschland Programms auf Schüler, Schulen und Fellows konnte durch eine erste unabhängige wissenschaftliche Untersuchung der Universität Bielefeld bestätigt werden.

Teach First Deutschland Geschäftsführer Ulf Matysiak resümiert: „Das Besondere an Teach First Deutschland ist, dass hier alle gesellschaftlichen Kräfte zusammen kommen und nachhaltig wirken.“

Ermöglicht wird das Programm durch Drittförderungen von Stiftungen und Unternehmen, die auf diese Weise Anwerbung, Auswahl, Training, Betreuung und Fortbildung der Fellows finanzieren. Die Fellow-Gehälter werden dagegen öffentlich finanziert. Vorbild für die Initiative waren ähnliche Programme in den USA (Teach For America) und Großbritannien (Teach First). Mittlerweile gibt es in weiteren 26 Ländern entsprechende Initiativen, die über die Dachorganisation Teach For All untereinander vernetzt sind. In Deutschland kommen Fellows aktuell in Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen zum Einsatz.

Weitere Informationen zu Teach First Deutschland finden Sie auf www.teachfirst.de.